Kennen sie Botyre?
Um gleich auf den Punkt zu kommen, Botyre ist keine Orchestrionmarke,
kein Musikdosenhersteller auch kein Reproduktionssystem nichts
dergleichen. Botyre ist ein Ort in den Schweizer Alpen, genauer gesagt,
im Kanton Wallis in der Nähe von Sion, am nördlichen Berghang
auf ca. 1000 m.ü.M. gelegen mit Blick in die Berge, umgeben von
Rebgelände. Und hier in diesem Botyre betreibt Jean Furrer ein
Museum mit mechanischen Musikinstrumenten.
Wenn sie hier nun ein aussergewöhnliches und, oder exklusives
Liebhaberstück sehen und hören möchten, so würde
ich ihnen dieses Museum nicht empfehlen. Dann fahren sie besser nach
Bruchsal oder Seewen. Schätzen Sie hingegen das Ambiente und das
„Drumherum“, so kommen sie hier auf ihre Rechnung. Sei es der Blick,
beim Apéro vor dem Museum in die Berge, bei guter Sicht kann man
die Staumauer der Grande Dixence entdecken, sei es beim Mittagessen in
einem der kleinen Restaurants oder bei einem Winzer (Jean kann gut
deutsch und begleitet sie auch gerne). Auch ein Rundgang durch das
Dörflein mit teilweise noch alten Walliser Häusern lohnt
sich. In solch einem alten Haus, durch eine schmale Gasse mit der
Hauptstrasse verbunden, befindet sich sein Museum. Bitte gehen Sie zu
Fuss hinunter, denn die Gasse ist so eng, dass Jean bei der Anfahrt
alle Rückspiegel braucht. Es ist mir auch ein Rätsel, wie er
seine Mortier hier hinunter und dann in den ersten Stock hinauf buxiert
hat. Aber fragen sie ihn selber, sie werden bald bemerken, dass er
etwas versteht von der Sache, hat er doch alle Instrumente selber
restauriert und auch Nachbauten konstruiert.

Die schmale Strasse zum Museum
hinunter
Bitte treten sie ein, nachdem sie sein selbst entwickeltes,
überlebensgrosses bewegliches Bild an der Hausfassade begutachtet
haben und sie befinden sich in der feinmechanischen Werkstatt. Die
Werkstatt für das „Gröbere“ befindet sich im Haus nebenan.
Das Museum beginnt nach der Werkstatt und sie werden begrüsst von
einer Pell-Orgel. Während man sich beim Spiel des belgischen
Harmonikaorchestrions herumschaut fragt man sich, wo es hier wohl
weitergeht. Man sieht eine steile Wendeltreppe durch welche man
höchstens eine kleine Serinette in den oberen Stock befördern
kann. Später erfährt man, dass die Instrumente von aussen
dort hinauf transportiert wurden. Nach einem lüpfigen
Stücklein auf dem Piano Melodico geht’s durch diese Wendeltreppe
in das obere Stockwerk. Ganz überrascht sieht man sich hier in
einem recht geräumigen Lokal auf zwei Ebenen. Nach dem Spiel des
grossen Walzenorchestrions, geniesst man die Musik des Welte Kabinets.
Eniblick
ind den oberen Museumsraum
Zum Konzert auf dem 88-er Flügel kann der Zuhörer auch eine
Rolle auswählen. Während dem die Mortier ihre Melodien durch
die Räume bläst, hat man genügend Zeit, die vielen
Automaten und Accessoires zu begutachten, die Jean zum grossen Teil
selbst gefertigt hat. Auch eine Aeolian Orchesterelle fehlt nicht in
seiner Sammlung. Plötzlich öffnet Jean eine weitere Türe
und man sieht in einen kleineren Raum mit den Wänden voll von
Automaten, alle made by Jean. Eine Führung bei Jean Furrer kann
man nicht mit einem gängigen Museumsbesuch vergleichen, bei
welchem für jedes Instrument eine gewisse Zeit zur Verfügung
steht und nach ein bis eineinhalb Stunden wird man entlassen. Jean
weiss viel zu erzählen und wenn man genügend Musik
gehört hat und noch Zeit übrig bleibt, so sitzt man wieder
vor das Museum und geniesst nochmals einen „Weissen“ aus der Gegend, so
ist es halt im Wallis.
Vor
dem Museum. Jean Furrer mit Kappe
Die Adresse und Telefon des Museums befindet sich am Schluss des
Beitrages und falls sie sich entscheiden dort einmal vorbei zu gehen,
so würde ich ihnen auch den Besuch des Schweizer Orgelmuseums in
Roche empfehlen, das sich eine knappe Autostunde Richtung Lausanne
befindet. In diesem Museum ist auch eine Kinoorgel eingelagert, aber es
dürfte noch eine Weile dauern, bis sie vorführbereit ist. Ja,
und wenn sie auf der Heimfahrt die Autobahn Richtung Fribourg nehmen,
so möchte ich sie zu einem kleinen Abstecher nach Bulle in das
Café Fribourgeois ermuntern. Dort steht das einzige noch
existierende Weber Solea. Dieses Instrument war schon immer in diesem
Café und es spielt auch. Leider wurde es stark gedämpft
damit es die uninteressierten Gäste nicht stört.
Musée privé d`instruments Musique mecanique, 39 rt de
Botyre, 1966 Ayent. Tel./Fax 027 398 49 44
Dezember 2011, Hans Kunz.