Reise zum 34. Dampffest vom 27.8 bis 1.9.02 in Blandford, Dorset, England.

Showman
61 Dampfmaschinen "Showmans" waren auf dem Platz

Einige unentwegte SFMM-Mitglieder trafen sich am Dienstag in der Frühe, um mit dem Car der Firma Volkart Reisen diesen grössten Dampfanlass zu besuchen. Die weiteren Reiseteilnehmer waren hauptsächlich Freunde und Sammler von Landmaschinen. Diese  Reise  ist jedes Jahr in ihrem Vereinsheft mit dem Namen Fettpresse ausgeschrieben.
Mit der Beschreibung dieses Anlasses ist es wie mit einer guten Mahlzeit. Man kann sie wohl beschreiben und fotografieren, aber den eigentlichen Genuss hat man nur, wenn sie gegessen wird.
Die Hinreise führte uns über Calais, wo wir übernachteten. Am anderen Tag, nach der Ueberfahrt mit der Fähre, besuchten wir das am Anfahrtsweg gelegene Museum bei Beaulieu. Das Museumsgelände beherbergt hauptsächlich ein grosses Oldtimermuseum mit über 250 alten Autos, Velos und Motorräder. Ausgestellt sind auch die Fahrzeuge mit denen die Geschwindigkeitsrekorde auf den Salzseen aufgestellt wurden. Durch das ganze Areal führt eine Hochbahn aus der man eine Uebersicht hat über die weiteren Unterhaltungsmöglichkeiten.
Weiter gings nach Bournemouth, wo wir für drei Nächte unser Hotel bezogen.
Für den nächsten Tag, ermahnte uns unser Reiseführer zur frühen Tagwache, damit wir ohne grosse Kolonnen bei Zeiten das Festgelände erreichen. Am Samstag standen wir dann drei Stunden im Stau, der durch diesen Anlass entstand! Nach dem Ueberwinden einer leichten Anhöhe erblickten wir plötzlich den weiten Talkessel in dem der Anlass stattfand. Das Raunen im Car unterstrich den imposanten Anblick. Wir sahen in der Mitte das riesige Festgelände, umsäumt von Parkplätzen, Wohnwagen und Zelten.
Nach dem Eintritt ins Festgelände wurde bald klar, dass es sich hier nicht nur um eine Ausstellung handelt, es wurde mit diversen Dampfmaschinen gearbeitet. An einem Posten wurden Baumstämme in Bretter zersägt, auch wurden Steine zerkleinert und Stroh genäht, man konnte beim Dreschen und Pressen von Strohballen zusehen. Daneben sah man auch Modelle von Dampfanlagen in einem Massstab von ganz klein bis etwa 1:3.
An einem Hang wurden schwere Sachen transportiert. Zum Beispiel wurden drei Dampfmaschinen zusammengekoppelt um den Dampfkessel einer Lokomotive zu befördern. Es war auch eine Dampflok mit einigen Metern Schienen auf dem Platz.
An einer weiteren Hanglage waren die Landmaschinen am Werk. Mit alten Dampf- und Dieseltraktoren wurde herumgefahren, gepflügt und geeggt. Unter Dieseltraktoren meine ich alle anderen Traktoren, die nicht mit Dampf funktionieren, ich kenne mich hier nicht aus. Auch mit Pferden wurden landwirtschaftliche Arbeiten erledigt.
Oktoberfestorgel
Münchner Oktoberfestorgel mit Dampfmaschine für die Stromerzeugung

Irgend wann kam der Durst und ich erinnerte mich an das Plakat, auf dem 100 Sorten Bier versprochen wurden. Tatsächlich fanden wir dieses schönste Zelt in dem hinter einer langen Theke, auf einem Gestell 100 Fässer lagerten. Jedes Fass war angeschrieben mit dem Namen und dem Alkoholgehalt des Bieres. Wir sahen bald ein, dass wir pro Sorte nur einen „half pint" bestellen konnten, sonst leidet die Vielfalt!
Rösslikarussell
Dampfbetriebenes Rösslikarussell

Neben all diesen Aktivitäten gab es noch eine Oldtimerausstellung sowie eine Ausstellung mit alten Motorrädern, wo ich sogar ein Dampffahrrad sah. An ungezählten Ständen konnte man Zubehör für sein Hobby und anderes mehr erwerben. Dazwischen waren überall verstreut Karussellorgeln zu hören, wobei wir nun beim Kernpunkt unseres Interesses angelangt sind.
Verbeek Orgel
115 Key Verbeeck Orgel, die grösste auf dem Platz

Ca. I00 Orgeln seien zu bewundern stand auf dem Prospekt und ich war natürlich skeptisch. Doch es waren tatsächlich 95 Karussell- und Tanzorgeln sowie 31 Drehorgeln auf dem Platz. In einem 179 Seiten umfassenden Handbuch sind alle Ausstellungsstücke beschrieben. Die Dreh- und Karussellorgeln waren nach ihrer Tastenzahl geordnet, wobei die Orgel mit den meisten Tasten (Key) nicht unbedingt die grösste Orgel war. Bei der 115 Key Verbeeck Orgel war es aber so. Jonny Verbeeck baute diese Orgel im Jahre 1984 zum 100-jährigen Bestehen seiner Firma. Später wurde sie von 906 auf 1030 Pfeifen erweitert. Der Klang war sagenhaft. Es wurden moderne Stücke für diese Orgel arrangiert, die zum längeren Verweilen lockten.
Tanzorgel
101 Key Mortier Tanzorgel

Von den Tanzorgeln möchte ich die 101 Key Mortier erwähnen. Sie wurde in den 1920-er Jahren gebaut und hat 728 Pfeifen. Zu dieser Orgel mit dem rassigen Tanzsound passten natürlich die hübschen tanzenden Damen speziell gut, wobei ich den Begriff hübsch nicht so genau definieren möchte.
Eine ausgezeichnete Replika einer 98 Key Marenghi ist mir aufgefallen. Sie wurde erbaut durch den Orgelbauer Andrew Whitehead. Das Original, gebaut um 1910 ist noch das einzige erhaltene Stück dieses Typs.
Marenghi
Schöne Replika einer 98 Key Marenghi

Die 97 Key Gavioli „Münchner Oktoberfest Orgel" war ein weiterer Höhepunkt. Diese Orgel war in Deutschland bei Schaustellern in Gebrauch bis 1955. Anschliessend wurde sie restauriert und erweitert und gab ihr Debut am Müchner Oktoberfest 1962 und war dort eine Sensation. 1999 kam sie in den Besitz von Graham Atkinson und wurde instand gestellt von A.C. Pilmer aus Rufforth. Auch bei dieser Orgel waren Tanzvorführungen zu sehen. Durch die Lichtwechsel im Takt zur Musik waren die Tanzvorführungen am Abend besonders schön.
Bursens
64 Key Bursens Strassenorgel

Eine 64 Key Bursens Strassenorgel, gebaut im Jahre 1922, wurde erst kürzlich komplett restauriert und hat auch dementsprechend gut gespielt.
Bei den Drehorgeln waren etliche uns bekannte neuere Marken aus dem Kontinent vertreten, sowie neuere Modelle englischer Hersteller.
Pell/Ling Orgel
65 Key Pell/Ling Orgel MIDI gesteuert

Zum Abschluss möchte ich noch eine 65 Key Pell/Ling Street Organ erwähnen. Sie ist MIDI-gesteuert. Die Orgel wurde vom Besitzer David England mit Teilen aus der Werkstatt der Orgelbauer Pell und Ling zusammengesetzt. Die Orgel besteht aus 214 Pfeifen, Metallophon, Handorgel, Holzblock und Trommel. Bei der Handorgel sieht man, dass sie mit einem seriellen RS 232- Kabel angeschlossen ist. Auf diese Art und Weise können dann weitere Instrumente und Einheiten hinzugefügt werden.
Nachtaufnahme
In der Nacht versorgten über 20 Dampfmaschinen die Nostalgiechilbi mit Strom

An einem Abend blieben wir bis 22.00 Uhr. Die nostalgische Chilbi sowie einige Grossorgeln wurden von Dampfmaschinen mit Strom versorgt für Beleuchtung und Betrieb. Es war ein spezielles Erlebnis die ganze Chilbi im Lichterglanz, vermischt mit dem Dampfmaschinengeruch zu sehen. Auch die Dampfmaschinen waren beleuchtet und bei den grössten Karussellorgeln fanden Tanzveranstaltungen statt.
Am letzten Tag in England verliessen wir das Dampfgelände und fuhren mit dem Car direkt auf die Fähre, wo wir übernachteten. Am anderen Morgen ging es von Le Havre via Paris nach Hause.
Nun sind auch die letzten Staub- und Russpartikel abgewaschen und rückblickend muss ich sagen, ich glaube ich war nicht das letzte Mal in Blandford!
Wer auf dem Internet noch weitere Fotos anschauen möchte, der wähle die Adresse unseres Mitgliedes Reto Walaulta unter http://www.walaulta.ch und dort den Titel Alteisen-Seminar!

Hans Kunz.
Startseite