Alle reden vom Noten stanzen. Hier eine Anleitung zum Noten bohren

Es sei gleich vorab gesagt: es ist kein Witz, die Sache funktioniert!
Jedermann kennt ein Produkt das mit dem Papierbohrer bearbeitet wurde: das Telefonbuch. Früher war in der linken, oberen Ecke ein Loch, damit man das Telefonbuch mit einer Schnur aufhängen konnte. Heute ist dieses Loch, wahrscheinlich aus Kostengründen, verschwunden. Ich möchte gleich ein paar Vor- und Nachteile der Papierbohrtechnik auflisten.
Vorteile:
· Die Einrichtung ist sehr kostengünstig.
· Kleiner Platzbedarf.
· Geräuscharmes Arbeiten.
· Schnelles umstellen von einem Notensystem zum anderen.
· Das Noten Zeichnen kann auf der gleichen Einrichtung vorgenommen werden wie das Bohren.
· Man ist von keiner Rastung abhängig,d.h. es wird genau so lange gelocht, wie gezeichnet wurde.
· Eignet sich sehr gut zur Reparatur von Notenbändern aller Art.

Nachteile:
· Das bohren mehrerer Lagen von Bändern macht Probleme mit dem Abfall.
· Das Arbeiten ist etwas anstrengend.

Folgende Werkzeuge und Einrichtungen werden gebraucht:
· Brett mit seitlichen Führungen für die Schablone.
· Miniaturbohrmaschine.
· Papierbohrer.
· Schablone.

Beschreibung der Werkzeuge und Einrichtungen

Brett mit  seitlichen Führungen
Bei Abb.1 ist ein Beispiel ersichtlich. Die Führung der Schablone, hier auf 20-er Drehorgelnoten eingestellt, besteht einfach aus zwei Holzleistchen. Auf der gleichen Einrichtung zeichne ich vorher die Noten mit einer Zeichenschablone und Bleistift, nachher schiebe ich einfach einen Karton darunter und loche anschliessend mit der Miniaturbohrmaschine. Die Konstruktion, wie sie hier abgebildet ist, hat einen grossen Fehler. Durch die Aufwickeleinrichtung ist sie zu hoch geworden, es kann Rückenschmerzen geben beim Arbeiten. Ich möchte das hier erwähnen, damit niemand den gleichen Konstruktionsfehler macht!
Brett mit Führung
Abb. 1
Miniaturbohrmaschine
Die Wahl der Miniaturbohrmaschine, siehe Abb.2 ist nicht ganz so einfach. Auf jeden Fall muss sie mit einem Reguliertransformator ausgestattet sein, damit man die Geschwindigkeit einstellen kann. Wichtig ist auch, dass das Bohrfutter möglichst rund läuft. Je runder der Lauf, desto höher kann man die Tourenzahl wählen. Ev. wären Spannzangen besser, doch hier hat man wahrscheinlich Probleme dass die Durchmesser mit den Papierbohrer übereinstimmen. Es muss auch untersucht werden ob sich der Bohrkopf  bis 3.5 mm öffnen lässt, damit man Drehorgelnoten bohren kann. Weiter soll die Bohrmaschine nicht zu schwer sein, damit man nicht vorzeitig ermüdet!
Miniaturbohrmaschine
Abb. 2
Papierbohrer
Auf Abb.3 sind Papierbohrer der Firma Martin u. Tschopp in Hölstein, Tel. 061 951 19 11, abgebildet. Man kann davon natürlich nur den vorderen Teil verwenden. Das Röhrchen muss mit der Trenn- oder Schleifmaschine abgetrennt werden, da der Papierbohrer gehärtet ist. Ein Papierbohrer kostet je nach Durchmesser ca. 30.- bis 40.- Fr. Leute die über eine Drehbank verfügen, können einen Papierbohrer natürlich aus einem Stück Silberstahl selber herstellen. Auf Abb.2 ist ersichtlich wie man den Papierbohrer selber nachschleifen kann.
Papierbohrer
Abb. 3
Schablone
Eine Schablone für 20-er u. 24-er Drehorgelnoten ist auf Abb.4 dargestellt. Sie muss aus ca. 3mm dickem Messing oder Bronze sein. Die Herstellung ist nicht so einfach,da sie genau sein sollte: man bohrt die Löcher mit einer Fräsmaschine oder durch eine Lehre hindurch in die Messingplatte und senkt die Löcher an. Anschliessend feilt man die Hälfte der Löcher vorsichtig ab, ohne die Spitzen zu verletzen. Die Schablone muss natürlich immer vorsichtig behandelt werden! Die Breite der Schablone wird etwas schmaler als das Papier gewählt, dafür befestigt man seitlich leicht verstellbare Führungsstreifen. Für Reparaturen kann so auf das bestehende Band eingestellt werden. Es gibt nämlich recht grosse Toleranzen zwischen den Bändern! Auf Abb.4 sind noch Zusatzlöcher ersichtlich. Ich habe sie seinerzeit  als Gucklöcher gedacht. Sie sind aber absolut nicht notwendig, man braucht nicht zu „gucken"!
20-er Schablone
Abb. 4
Nun kann es losgehen

bohren
Abb.5
Nachdem das Musikstück gezeichnet wurde, das Zeichnen steht hier nicht zur Diskussion,  schiebt man ein Stück Karton unter das Papier und setzt die Messingschablone auf. Ist nun z. B.ein längerer Strich zu lochen, so locht man zuerst das Ende, anschliessend locht man von der anderen Seite des Striches ein Loch nach dem anderen so, dass sie einen kleinen, schön regelmässigen Abstand haben, bis man in das Loch am Ende gerät (Abb.5). Unregelmässige Abstände der Löcher sind natürlich im Drehorgelspiel nicht hörbar (wenn sie nicht zu gross sind!), es sieht einfach besser aus.
Diese ganze Einrichtung ist natürlich nicht für eine Produktion gedacht, sondern dass jeder zu Hause in der Stube, beinahe geräuschlos, auch bis spät in die Nacht hinein, eigene Bänder lochen kann. Auch sehr gut geeignet für Reparaturen diverser Klavier- und Orchestrionsysteme. In Abb.6 ist zum Beispiel eine Schablone für 65-er Klavierrollen abgebildet.
65-er Schablone
Abb.6